Ora et Labora – bete und arbeite!

 

Das ist das tägliche Brot einer Nonne. Schwester Andrea aus dem Kloster der Heiligen Hildegard im Rheingau ist jedoch eine Nonne der besonderen Art.

Neben ihren Gottesdiensten kommt sie auch oft als Feuerwehrfrau zum Einsatz.

 

Veröffentlicht am 01.11.16 um 20:17 Uhr

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Die Nonne, die nichts anbrennen lässt

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Sie ist Nonne in der Rüdesheimer Abtei St. Hildegard. Doch bei Feueralarm tauscht Schwester Andrea den Habit mit der Einsatzjacke. Denn sie ist auch bei der Feuerwehr Eibingen - eine perfekte Ergänzung für die Benediktinerin.


Von Nora Enns (hessenschau)

 

Der Pieper an ihrem Gürtel piepst, Feueralarm. Rasch, aber auf leisen Sohlen verlässt Schwester Andrea Stadermann das Stundengebet in der Abtei St. Hildegard. In wehendem Rock rennt sie zu ihrem Motorroller und saust durch den Weinberg nach Eibingen. Den Helm über ihren Habit gestülpt, die Röcke zusammengerafft geht's zum Feuerwehrhaus.

 

Jede Sekunde zählt. "Wenn ich mich erst noch umziehen würde, käme ich ja zu spät", sagt die Benediktinerin.

In der Feuerwache tauscht sie den Habit gegen die Feuerwehrkluft. "Ich brauche drei bis sechs Minuten, das hab ich mal gestoppt - je nachdem, wo ich grade im Kloster unterwegs bin", sagt die Nonne. Die kurzen, dunkelblonden Haare lugen aus dem Feuerwehrhelm.

 

Schwester Andrea ist Feuerwehrfrau der Freiwilligen Feuerwehr in Eibingen, einem Stadtteil von Rüdesheim. Dieses Mal ist es nur eine Feuerwehrübung. Das Szenario: Ein Brand im Gästehaus der Abtei St.Hildegard, Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

 

In voller Montur fällt die Ordensschwester unter all den Männern kaum auf. "Sich für andere einsetzen, bei einem Brand oder bei Katastrophen, das beeindruckt mich schon", sagt sie.

Das Anpacken liegt ihr. Sie hat Winzerin, Buchbinderin und Hauswirtschafterin gelernt. In der Abtei oberhalb von Eibingen ist sie so etwas wie die Hausmeisterin und wollte wissen, was zu tun ist, wenn im Kloster ein Brand ausbricht. Also machte sie mit Anfang 50 den Grundlehrgang bei der Feuerwehr.

 

Jetzt gehört sie zur aktiven Einsatzgruppe - als einzige Frau. Richtige Einsätze hatte sie auch schon, in einem Krankenhaus, in einem Bauhof und in einer Flüchtlingsunterkunft etwa. Wenn sie so davoneilt, schauen ihre Mitschwestern mit gemischten Gefühlen hinterher. Es gibt nur noch 44 Schwestern in der Abtei St. Hildegard und dafür jede Menge Arbeit im Kloster, im Weinberg, im Café und im Garten.

 

Eine so aktive, zupackende Schwester wie Andrea fehlt da. Doch letztlich unterstützen die Schwestern das Engagement von Andrea. "Die Kleidung eines Feuerwehrmanns und die einer Nonne mögen schon sehr unterschiedlich sein, doch das Selbstverständnis und der Einsatz sind doch sehr ähnlich", sagt Schwester Christophora Janssen.

 

"Die Andrea kann auch gut was ab" Bei den Feuerwehrkollegen in Eibingen gab es anfangs schon ungläubige Blicke, als Schwester Andrea die Grundausbildung begann. Eine Frau - und dann auch noch eine Nonne? "Mit dem einen oder anderen Spruch ist man vielleicht ein bisschen zurückhaltender, aber die Andrea kann auch gut was ab", lacht Peter Bickelmaier, ein jüngerer Feuerwehrmann.

 

"Mittlerweile gehört Andrea aber fest zum Team", ergänzt er. Bei den Einsätzen ist Schwester Andrea nicht an vorderster Front mit Atemschutz dabei - das überlässt sie den jüngeren Kollegen, sie sorgt für die Löschwasserversorgung, kann aber mittlerweile auch mit Flex, Lüftern, Stromaggregaten und Pumpen umgehen.

 

Wie ein richtiger Feuerwehrmann eben: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr - das alte Feuerwehrmotto passt schließlich auch gut zu einer Benediktinerin.

 

Quelle: hessenschau.de/aba, Birgitta Söling, hr-iNFO