Pyromanen in den Reihen der Feuerwehr – es gibt sie immer wieder

anbei ein Beitrag zu den derzeitigen Brandserien, wobei ich immer an einige meiner Fälle dachte.

Ihr könnt selber entscheiden, ob er angebracht ist.

Das Bild 134c zeigt das Ergebnis der Brandlegung 1980 in Kloster Gröningen und das andere das Chaos einer Brandserie in Quedlinburg.

In letzter Zeit hat bestimmt jeder Kamerad die Presse aufmerksam verfolgt und festgestellt, dass die Brandserien nicht abreißen. Man sollte sich in jeder Wehr auch mal selbstkritisch über die nachfolgenden Zeilen aus meinem Buch unterhalten:

 

Ralf Staufenbiel antwortet auf Fragen der Führungskräfte in Druxberge

Führungskräfte der Alters- und Ehrenabteilungen des LK Börde trafen sich in Druxberge

Pyromanen in den Reihen der Feuerwehr – es gibt sie immer wieder

Ein Beitrag zu den derzeitigen Brandserien
von Ralf Staufenbiel

 

 

Mit dem Thema Feuerwehrbrandstifter in den eigenen Reihen wurde ich leider bereits 1981 in meinem Wohnort Kloster Gröningen konfrontiert.

Ich war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, hatte gerade meinen Gruppenführerlehrgang an einer Feuerwehrschule bestanden und war im Kommando der Feuerwehr in Halberstadt tätig.

 

Die Brandserie begann mit einem Kleinbrand und zwei Großbränden an den damaligen LPG-Gebäuden. Der zweite Brand entwickelte sich gleich zu dem zweitgrößten Brand in meiner Tätigkeit als Feuerwehrmann und Kriminalist…

 

Nach dem Urlaub erfuhr ich, daß es ein junger 18jähriger Feuerwehrmann aus unseren eigenen Reihen war, der eigentlich zu den engagiertesten Jugendlichen gehörte.

Eine Jugendsünde, die er später bereut habe, wie er mir einmal sagte.

Für unsere Wehr war das natürlich ein schwerer Schlag und mehr als nur peinlich.

Erst in meiner Tätigkeit als Kriminalist und spezialisiert auf Brandursachenermittlung konnte ich die damaligen Erkenntnisse mit vielen anderen Brandereignissen vergleichen und analysieren.

Im Ergebnis entstanden gut verwertbare Täterprofile, mit deren Hilfe wir über zehn junge Feuerwehrmänner der Brandstiftung überführen konnten.

 

Mit Rücksicht auf die damals jungen Kameraden, die inzwischen ihre Taten sicherlich bereut haben und inzwischen unbescholtene, gestandene Männer geworden sind, möchte ich die Fälle nicht alle aufführen, aber heutigen Feuerwehrgenerationen gern allgemeine Hinweise mit auf den Weg geben.


Woran erkennt man erste Anzeichen von Pyromanie in den eigenen Reihen?

 

Bereits nach drei bis vier Bränden, die außerhalb der üblichen Einsatzquote anfallen, sollte sich die Wehrleitung Gedanken machen, woran dies liegen könnte und aufmerksam beobachten, welcher der männlichen Kameraden zwischen 18 und 25 Jahren sich besonders engagiert und eine ungewohnt hohe Einsatzbereitschaft an den Tag legt.

 

In solchen Fällen sollte man vorsichtig im kleineren Kreis mit den eventuell gefährdeten Kameraden sprechen, bei denen nachstehende Kriterien in Erscheinung treten:

 

Sie sind meist Brandentdecker oder Brandmeldender, oft als erster am Gerätehaus und wissen meist schon, wo es brennt.

 

Sie kennen die Wegführung (bei Feld- und Waldwegen, Gartenanlagen u. a.), sie sind die eifrigsten Löscher und drängeln sich ans Strahlrohr.

 

Im normalen Dienstbetrieb erledigen sie auch gern minderwertige Aufgaben (wie Einkaufen, Bier holen, Garage ausfegen), meist haben sie keinen festen Arbeitsplatz oder Probleme mit dem Arbeitgeber.

 

Sie sind durch die Erfolglosigkeit in ihrem Leben frustriert und haben oft Langeweile.

 

Die Schulbildung läßt zu wünschen übrig, sie zeigen erste Anzeichen von Alkoholproblemen oder Suizidgefährdung (nach Beziehungsproblemen, Liebeskummer u. a.).

 

Langeweile im Dienst verführt dazu, selbst Brände zu legen:

 

Wenn es nie brennt, kommt es mitunter sogar zur Demoralisierung.

Fehlt gar die Anerkennung für kleine Leistungen oder der Anreiz für zukünftige Arbeit, stellt sich Frustration ein.

Die Jugendlichen wollen ihr Wissen unter Beweis stellen.

 

"Es geht ihnen vor allem darum, beim Löschen von Bränden, Retten von Menschen, Tieren und Besitz zum 'Helden' zu werden und so soziale Anerkennung zu bekommen", berichtete mein ehemaliger Praktikant Frank D. Stolt über seine Ergebnisse, die sich auch mit meinen und denen internationaler Forschungen decken.

 

An dieser Stelle tritt der Ausbilder als Motivator hinzu, der Anreize schafft, aber auch zu Bescheidenheit statt Heldenruhm aufruft.

Loben kann aber ebenso zu negativen Rückkopplungen führen, indem Erfolge wieder und wieder erlebt werden wollen.

Wiederholungssucht spricht für Brandserien! Dieser Gefahr kann man jedoch im Vorfeld begegnen und in den eigenen Reihen darüber sprechen bzw. es zum Thema von Schulungen machen ("Habt ihr schon gehört, ein junger Kamerad aus der Nachbarschaft …, wie findet ihr das?).

 

Konfrontation hilft mehr als Tabuisierung